Ehrenamtlicher Dauerbrenner
24. 11. 2025

Ehrenamtlicher Dauerbrenner: Jarno Groß
Als Jarno Groß mit 14 Jahren zum ersten Mal am Spielfeldrand stand, ahnte er nicht, dass er sieben Jahre später immer noch dort stehen würde – als feste Größe und starke Konstante der Jugendarbeit beim TSV Quakenbrück.
Heute ist der 20-Jährige Lehramtsstudent in Vechta und trainiert ehrenamtlich die U12 und U14. Sein Engagement ist etwas Besonderes: Es begann früh, hielt trotz Corona, Trainerwechseln und Unsicherheiten. Was ihn bewegt, sich so für den QTSV zu engagieren, erfahrt ihr hier im Interview:
Stell Dich kurz vor.
Ich bin Jarno Groß, 20 Jahre alt, studiere im ersten Semester in Vechta und engagiere mich hier beim TSV Quakenbrück ehrenamtlich als Jugendtrainer. Ich betreue aktuell die U12 und U14.
Seit wann bist Du ehrenamtlich als Trainer tätig?
Angefangen habe ich ungefähr 2018, also noch vor der Corona-Zeit. Das sind mittlerweile rund sieben Jahre – länger, als ich damals gedacht hätte.
Wie bist Du überhaupt zum Basketball gekommen?
Ich habe schon sehr früh angefangen, nämlich mit sechs Jahren, gemeinsam mit meinem Bruder Jonas. Wir hatten damals eine richtig starke Truppe und waren schnell erfolgreich. Viele Freunde kamen dazu und wir waren eine eingespielte Gemeinschaft. Mit dem Ende einer U-14, gingen aber viele unterschiedliche Wege. Für mich war klar: Ich möchte im Verein bleiben. Deshalb habe ich angefangen, Kinder zu trainieren.
Gab es ein bestimmtes Erlebnis, das Dich zum Ehrenamt motiviert hat?
Ich habe schon immer gern mit Kindern gearbeitet und ein gutes Gespür für sie gehabt. Zwei Spieler aus meiner damaligen Mannschaft, haben mit mir angefangen. Patrick Lux in einem anderen Verein und Mika Sovinec mit mir zusammen. Wir merkten, dass es im Verein Bedarf und Lücken gibt – also haben wir gesagt: „Komm, wir machen das!“ Das war so eine Art gemeinsamer Schlüsselmoment.
Welche Personen haben Dich auf diesem Weg geprägt?
Vor allem habe ich mich an meine damaligen Trainer Henry und Magnus Theisling sowie Stefan Röll orientiert. Außerdem hat mich der damalige Jugendtrainer Jan-Eric Keysers in diese Richtung ermutigt. Ich habe später Trainerlehrgänge beim NBV gemacht, unter der Leitung von Martina Flerlage, die mich noch einmal bestärkt hat. Ohne diese Unterstützung wäre ich wahrscheinlich nicht so lange dabeigeblieben.
Was bedeutet Basketball für Dich persönlich?
Basketball ist für mich ein Ort, an dem ich den Alltag vergessen kann. Eine Art Wohlfühloase. Wenn ich in der Halle bin, konzentriere ich mich nur auf das Spiel, auf das Team und den Moment. Da kann ich Energie rauslassen und einfach abschalten.
Welche Erinnerungen hast du aus Deiner eigenen Jugendzeit im Verein?
Ich habe viele gute Erinnerungen an meine Jugendzeit! Unser erster großer Erfolg war der Gewinn der U11-Niedersachsenmeisterschaft. Danach haben wir als jüngerer Jahrgang in der U12 weiter überrascht. Wir konnten uns zum Abschluss der U-14 nochmal zum Landesmeister krönen. Unsere Mannschaft war damals bis zur U-16 etwas ganz Besonderes: Jonas Groß, Martin Kalu, Mika Sovinec, Tjark Richter, Marc Fresenborg, Moritz Theisling, Jonathan Kollmann, Patrick Lux, Noah Ostermann, Felix Schulz, Jannik Zurhorst sowie Julius Bronnert, Johann Grünloh und andere — eine wirklich starke Truppe. Martin und Johann spielen heute an amerikanischen Colleges. All diese wunderbaren Erfahrungen sind auch ein wichtiger Grund für meine ehrenamtliche Arbeit. Ich möchte einfach etwas zurückgeben.

Das U14-Team mit Jarno Groß (#7) sowie (vordere Reihe v.l.n.r.) Noah Ostermann (#6), Tristan Kesse (#10), Jonas Groß (#4), Patrick Lux (#12), Mika Sovinec (#9) und (hintere Reihe v.l.n.r.) Jannik Zurhorst (#8), Mark Fresenborg (#15), Felix Schulz (#11), Martin Kalu (#14), Tjark Richter (#13), Johann Grünloh (#8), Julius Bronnert (#5).
Wie sieht heute eine typische Woche bei Dir aus?
An drei Tagen – Montag, Mittwoch und Freitag – bin ich nach der Uni abends vier Stunden in der Halle. Dazwischen mache ich Uni-Arbeiten, und am Wochenende steht oft etwas für den Basketball an. Der Verein ist sehr verständnisvoll: Wenn ich wegen einer Vorlesung mal spät komme, ist das völlig in Ordnung.
Was bereitet Dir am meisten Freude in Deiner Tätigkeit?
Die Entwicklung der Kinder zu sehen. Es macht mich stolz, wie sie Fortschritte machen, mit Freude ins Training kommen, Freunde mitbringen und in der Schule erzählen, wie toll Basketball ist. Diese positive Rückmeldung gibt mir unglaublich viel Energie.
Gibt es besondere Highlights der letzten Jahre?
Ein riesiges Highlight war das gemeinsame Schauen des WM-Finales der deutschen Nationalmannschaft in der Artland Arena. Wir haben die große Trennwand heruntergefahren, den Beamer aufgebaut und alle Kids saßen auf Matten vor der Leinwand. Diese Atmosphäre – Begeisterung, Spannung, gemeinsames Erleben – war etwas ganz Besonderes und hat uns als Team enorm zusammengeschweißt.
Was war für Dich die größte Herausforderung im Ehrenamt?
Ganz klar die Anfangszeit. Ich war 14, hatte kaum Erfahrung und musste mich gegenüber gegnerischen Eltern und Trainern behaupten, die am Rand standen und alles besser wussten. Da souverän zu bleiben, war wirklich schwierig. Mit der Zeit lernt man aber, damit umzugehen und in die Trainerrolle hineinzuwachsen. Außerdem war die Corona-Zeit sehr herausfordernd, da man versucht hat, die Kinder ohne Präsenz Training für den Sport zu begeistern.
Hattest Du vom Verein aus Unterstützung?
Ja, absolut. Es gab immer erfahrene Ansprechpartner, die mir geholfen haben. Man konnte jedes Problem ansprechen und es wurde ernst genommen und gelöst. Als Ehrenamtlicher fühlt man sich hier wirklich gut aufgehoben.
Wie siehst Du die Entwicklung des Ehrenamts beim TSV und generell?
Wir hatten in den letzten Jahren einen starken Rückgang an Ehrenamtlichen. Viele hörten auf, und es kam kaum Nachwuchs. Inzwischen bessert es sich wieder – unter anderem durch FSJler, die enorm wichtig sind. Aber insgesamt wünsche ich mir, dass mehr Jugendliche sich trauen, Verantwortung zu übernehmen. Viele wollen vor allem spielen, aber nicht hinter die Kulissen schauen. Das Grundgerüst eines Vereins besteht aber aus Ehrenamtlichen, und das muss stärker bewusst gemacht werden.
Was hast Du persönlich durch Dein Engagement gelernt?
Sehr viel. Ich bin gelassener geworden, kann Konflikte gut lösen und habe gelernt, vor Gruppen zu sprechen. Verantwortung zu übernehmen fällt mir leicht – das hilft mir auch im Lehramtsstudium. Vor allem der Umgang mit Kindern ist für mich ein großer Vorteil.
Nimmst Du Veränderungen im Verhalten von Kindern wahr – etwa fehlenden Ehrgeiz?
Ja, oft steht Spaß im Vordergrund, was grundsätzlich gut ist. Aber häufig fehlt die Bereitschaft, sich reinzubeißen. Ich versuche den Kindern zu zeigen, dass Anstrengung und Erfolgserlebnisse zusammengehören. Wenn sie erfahren, dass es Spaß macht, eine Technik zu lernen oder sich den Ball zu erkämpfen, entwickeln sie Ehrgeiz ganz automatisch.
Wie würdest Du die Chemie im QTSV-Trainerteam beschreiben?
Sehr positiv. Man begrüßt sich mit einem Lächeln und einem Handschlag – kleine Rituale, die viel bedeuten. Es herrscht ein freundliches Miteinander, man fühlt sich willkommen und wertgeschätzt. Das macht enorm viel aus.
Was ist Deine größte Stärke?
Empathie. Ich erkenne schnell, wie es den Kindern geht, und kann mich gut in sie hineinversetzen. Das hilft mir, Probleme anzusprechen, Lösungen zu finden und das Beste aus jedem Kind herauszuholen.
Welche Frage würdest Du Dir selbst stellen – und was wäre Deine Antwort?
Ich würde mich fragen, ob ich damals gedacht hätte, dass ich sieben Jahre später immer noch Trainer bin. Und meine ehrliche Antwort wäre: Nein. Viele in meinem Umfeld haben aufgehört, Corona hat vieles erschwert, es gab Trainerwechsel. Aber ich bin drangeblieben – und darauf bin ich stolz.
Spielst Du selbst noch aktiv Basketball?
Bis diese Saison habe ich in der zweiten Herren gespielt, zuletzt unter Brandon Thomas als Trainer. Wegen meines Studiums mache ich gerade eine Pause, aber ich möchte definitiv wieder einsteigen. Dieses Gefühl, den Kopf freizubekommen und einfach zu spielen, fehlt mir sehr.
Könntest Du spontan aushelfen, wenn Spieler fehlen?
Ich denke schon. Ich habe noch einen Spielerpass, also wäre das möglich..
Vielen Dank für das Gespräch!
Sehr gern!

Ligabetrieb mit der U12: Jarno Groß spricht als Coach die taktischen Feinheiten an.
Wer Lust hat, mal ins Ehrenamt reinzuschnuppern:
Gerne anfragen: QTSV-Basketball@gmx.de







